Das Gefummel am Gürtel

Völklinger Wirtschaftsvereine plädieren für „konstruktiven” Blick auf die Stadt
Rund 150 Gäste waren am Freitag beim Jahresauftakt der Völklinger Wirtschaftsvereine dabei. Erstmals wurde der „Völklinger Leuchtturm“ vergeben. Die Stimmung: freundlich, doch nicht überschwänglich.

Von SZ-Redakteurin

Doris Döpke

Völklingen. Dieses Mal kein Neujahrsempfang. Sondern eine „Auftaktveranstaltung“: Völklinger Wirtschaftskreis und Völklinger Verkehrsverein schauten am Freitag in der Wehrdener Kulturhalle später als sonst zurück aufs Vorjahr und voraus aufs Kommende.

Verkehrsvereins-Vorsitzender Walter Otto gab das Motto des Abends vor. In Völklingen, sagte er stirnrunzelnd, habe man nichts Besseres zu tun, als Schuldige zu suchen für Dinge, die der Stadt „schlechte Presse“ eingebracht hätten. Doch es gelte, Ideen für die Stadt zu entwickeln, „konstruktiv“ zu sein. Wirtschaftskreis-Vorsitzender Hans Agostini nahm den Ball auf. Er lobte eine Initiative, mit der Innenstadt-Einzelhändler gemeinsam aufmerksam gemacht hatten auf ihre Angebots-Vielfalt: Das sei „der richtige Weg“. Die Rahmenbedingungen 2014 nannte er „bescheiden“, angesichts allgemeiner Sparzwänge herrsche allerorten „Mangelverwaltung“. Deren „schlimmerer Part“ liege wegen unternehmerischer Risiken bei der Wirtschaft. Daher müsse man beim Sparen „umsichtig“ und „vorsichtig“ sein: „Alle wollen den Gürtel enger schnallen, aber jeder fummelt am Gürtel des anderen herum“ – das könne nichts werden, sagte Agostini: „Handel und Kommunen sind gut beraten, intensiv an der Verbesserung der urbanen Qualität zu arbeiten.“

„Ich hoffe, Sie erwarten nicht von mir, dass ich heute über die Stadtwerke rede“, begann Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) seine mit Spannung erwartete Gastrede. Und sagte dann doch allerhand zum Thema. „Viele ducken sich weg“, der Stadtwerke-Aufsichtsrat habe 13 gewählte Mitglieder, doch nur ihm, Lorig, werde die Krise angelastet. Was bei dieser Diskussion untergehe, sei: „Es gibt Anlass zur Hoffnung für die Gesamtstadt“ – und er listete Projekte auf, von den privaten Bauten fürs Orthopädiezentrum in der Poststraße und fürs Seniorenzentrum am Alten Rathaus bis hin zu (bekannten) Vorhaben in den Stadtteilen. Zur Kaufhof-Ruine verwies er auf „konstruktive“ Gespräche mit dem Eigentümer („gerade heute Morgen“); im März erwarte er neue Vorschläge.

Sparen: Gewiss, das sei nötig, sagte Lorig; der Rat müsse noch im März zwei Millionen Euro aus dem Haushalt streichen. Doch die Vorwürfe von Innenminister Klaus Bouillon (CDU), die Kommunen seien zu wenig sparwillig (die SZ berichtete), seien ein „Skandal“.

Zum Schluss vergab der Wirtschaftskreis eine neue Auszeichnung, den „Völklinger Leuchtturm“. Die Metzgerei Hachenthal und der Weinhandel Vif, beide seit Jahrzehnten in Völklingen, beide mit überregionaler Anerkennung bedacht, bekamen ihn, weil sie „Völklingen die Stange halten“ und die Stadt „bekannt machen über die Grenzen hinaus“ (Agostini). Das Orthopaedicum und die Wi-Immo-Gruppe, die das Seniorenzentrum baut, erhielten ihn als „Vorschusslorbeeren“, wie Orthopaedicums-Sprecher Dr. Matthias Kern es sagte. Mit Dank an Lorigs Adresse: Der OB sei bem Mühen der Mediziner um einen Baukredit „Türöffner“ bei der Sparkasse Saarbrücken gewesen. Lob für Unterstützung aus dem Rathaus gab es auch von den Seniorenzentrums-Machern. Freundlicher Beifall – und Sturm aufs Büfett.