Völklinger Kaufleute legen sich an verkaufsoffenem Sonntag mit Programm ins Zeug
Völklingen im Ausnahmezustand: Musik lag in der Luft am Sonntagmittag, buchstäblich. Livebands auf zwei Bühnen, Marchingband und die Tambours in den Straßen der City, die Marktschreier aus dem hohen Norden. Dazu gab es Mode, Autos, Blumen. Frühlingsstimmung trotz kaltem Wind.
Von SZ-Mitarbeiter Andreas Lang
Völklingen. Der Rhythmus geht durch Mark und Bein. Wumm, wumm, wumm: Es ist faszinierend, wenn die Musiker der Marching Band Völklingen nicht nur schmissige Rocktitel wie Foreigners „Say you will“ mitreißend im Blaskapellensound spielen, sondern fast wie nebenbei auf Zeichen des Stabführers Andreas Blaesy scheinbar durcheinander laufen, um nach einigen Figuren die Ursprungsformation wieder einzunehmen. Dass das zwar wunderschön anzuschauen, aber bei weitem kein Hexenwerk ist, davon überzeugten die Musiker am Sonntagnachmittag beim Märztreff in der Poststraße.
Denn wer Lust hatte, durfte sich zwischen den Akteuren einreihen, und Marius Endres erklärte über Mikrofon, worauf zu achten ist. Nämlich auf allerhand Kommandos, die zum Beispiel so funktionieren: „Zunächst gehen wir in die Habt-Acht-Stellung, dazu schlägt die Snare-Drum, also die Trommel mit dem hellen Ton zweimal, die Base-Drum mit dem tiefen Ton einmal.“ Aha. Dann die Ohren aufsperren und die Augen auf den Stab richten – das sollte reichen, um alles richtig zu machen. Und tatsächlich schafften es die Schnupperer, fehlerfrei mitzulaufen.
Dass neben den Angeboten der Geschäfte und Dienstleister was los war, dafür sorgten Blumenhändler Heinz Rupp und Bestatter Christian Duchene, die für das Rahmenprogramm verantwortlich waren. Wie immer sind Post- und Rathausstraße zum Märztreff Fußgängerzone. Autos gibt es trotzdem zu Hauf und zwar fast nur fabrikneue Karossen. Neben PS-Protzen und sparsamen City-Flitzern in der Autoschau gab es viele Musikbeiträge.
Im Pfarrgarten musizierte Nino meets Angelo meist mit italienischen Evergreens, in der Rathausstraße unter anderem Sänger Memphis und die Band Symphonie. Fetzigen Rock schmetterten die Tambours aus Köllerbach mit ihren Blasinstrumenten. Und sie zogen wie die Marching Band musizierend durch den Märztreff-Bereich. Ein bunter Farbklecks das Friseurstudio Westerkamp in der Rathausstraße, wo hübsche Modells in knallgelben Kleidern mit gewagten Hochfrisuren den Osterhasen begleiteten. Inhaberin Petra Westerkamp hatte einmal mehr zum Sektempfang geladen und zwar gegen eine Spende für die SZ-Aktion „Hilf-Mit!“
Als Knüller erwiesen sich auch die schrägen Verkäufer der traditionellen Gilde der Marktschreier. Sie lockten allerhand Publikum auf den Kolpingplatz, wo nach kalt-windigem Beginn nachmittags auch das Wetter passte. Hans Agostini vom Wirtschaftskreis zur Halbzeit: „Wetter und Zuspruch sind ganz klar zufriedenstellend.“
Auch die Völklinger freuen sich über das bunte Programm: „Ist doch schön, dass in der Stadt mal wieder was los ist“, meint zum Beispiel Ursula Mandler. Die Kunden der Völklinger Geschäfte freuten sich derweil über Vergünstigungen. Bei Schuh-Agostini durften die Kunden zum Beispiel Ostereier aus der Lotterie ziehen. Glückliche ergatterten dabei Gutscheine für den nächsten Einkauf.
Und dann war wieder Zeit für die Marching Band. Dieses Mal mit einem Lady-Gaga-Hit in der Rathausstraße. Völklingen. Er gilt nicht nur als lautestes Lebewesen der Welt, sondern auch als Meister der derben Sprüche. Wurst-Achim, der am Sonntag mit seinen Kollegen der traditionellen Gilde der Marktschreier, Nudel-Dieter, Aal-Marco, Käse-Alex für allerhand Spektakel im Vorfeld des Völklinger Märztreffs sorgte. „Hey Nudel-Mann, schau mal! So sieht Geld aus“, krakelt er lauthals über den Kolpingplatz. Der Angesprochene plärrt gerne mal ein schlichtes, aber lautstarkes „Aaaaah!“, wenn eine prall gefüllte Tüte über Bord seines Verkaufs-Lkw und im Gegenzug ein Geldschein in die Schatulle geht. Sein provokanter Spitzname für den Wurstmann: „Hey Salmonelli!“ Der Mann mit den Aalen mittendrin gibt sich meistens moderat, beschränkt sich auf die Vorzüge seiner Ware: „Eine Tüte Gesundes.“ Gibt aber auch Contra, wenn er angefrotzelt wird. Das muntere Treiben zieht die Leute an. Oberbürgermeister Klaus Lorig hat sich bei der Eröffnung gewünscht: „Schreit so laut ihr könnt, damit jeder weiß, dass hier heute was los ist und kommt.“ Achim mimt derweil den Wahnsinnigen. „Ich wird‘ bekloppt!“, brüllt er, während er eine Stange Salami gegen die Bordwände seines mobilen Verkaufsstandes hämmert. Dazu die markigen Sprüche, gerne auch in Reimform – das kommt beim Völklinger Publikum prima an. Montag und Dienstag geht es weiter, Wurst-Achim und Co. öffnen ihre Stände auf dann jeweils um zehn Uhr. al